Dienstag, 4. Januar 2011
Wein statt Böller - Silvester in Blenheim
Silvester haben wir mal wieder die Flucht vor den Regenschauern in Christchurch angetreten und sind einfach dorthin gefahren, wo es nicht regnen sollte. Und die Rechnung ging auf: im Nordosten der Südinsel war Sonne, Sonne, Sonne und nur ein paar Wölkchen am Himmel. Und wo könnte man die letzten Tage des Jahres besser verbringen, als in einer Weinbauregion? Also kurzerhand ein Familienzimmer für 6Personen im Motel reserviert (am Schluss irgendeines, denn es war- oh Schande - fast schon alles ausgebucht), und bei der Ankunft in Blenheim noch schnell im Supermarkt vor Torschluss das Abendessen eingekauft. Der nächste Tag sollte - es war ja schliesslich der letzte Tag im alten Jahr - sollte dagegen gaaanz langsam angegangen werden: erst noch einen kurzen Abstecher nach Picton über den malerischen Charlotte Drive, den Nachmittag in einem der zahlreichen Weingüter bei einer Weinprobe verbringen, abends lecker essen gehen und mal schauen, wie die Neuseeländer den Jahreswechsel gestalten.


cloudy bay


es schmeckt

Die Winery 'Cloudy Bay' war auch ganz toll, man konnte dort nett auf dem Rasen Ball spielen (für die, die dem Wein nicht so zugetan waren), oder auch einfach nur den sonnigen Nachmittag geniessen...auch Freddie hat's gefallen und trinkt seinen 'Gänsewein' fast schon wie ein 'Kenner'...

Abends einen Platz in einem der vom Lonely Planet empfohlenen Restaurants zu bekommen, war gar nicht schwer. Schwer war eher, die Auswahl auf der Speisekarte zu treffen. Uns ist schon des öfteren aufgefallen, dass um Weihnachten/Silvester die Karte auf ein paar Gerichte zusammengeschrumpft ist: das Lamm aus, die Gnocchi zwar bestellt, aber nach einem kurzen Blick in die Küche dann plötzlich doch nicht mehr zu haben, und Fisch? Sorry...auch nicht mehr da. Alles weggegessen...;-) macht nix, dafür war der Wein spitze!

Silvester allerdings müssen wir irgendwie verpasst haben (obwohl wir dauernd auf die Uhr schauten und die letzten Stunden/Minuten zählten): In der Fussgängerzone von Blenheim war zwar eine Bühne aufgebaut, auf der lokale Schülerbands vor einem etwas untypischen Publikum ihr Bestes gaben: Familienväter und -mütter etwa in unserem Alter mit ihren kleinen Kindern und ein paar verirrte Grosseltern, aber wo war die Jugend? Etwa auf _der_ Party des Jahrhunderts?....nun, die Bands waren gut, echt, und die Hüpfburg: der Kracher! Eine aufblasbare, halb gesunkene Titanic inkl. Rutsche! Sebastian hat's mit Freddie ausprobiert: gaaaanz grosse Klasse! Die letzten Stunden zum Jahreswechsel haben wir dann im Motel verbracht und 'Sinn und Sinnlichkeit' im Fernsehen angeschaut (besser als eine neuseeländische Talentshow à la 'DSDS'). Punkt zwölft Uhr: Anstossen, raus auf die Strasse und Staunen: nichts, kein Böller, keine Rakete, keine Menschen...komisch. Wäre das aus Auckland live im Fernsehen übertragene Feuerwerk nicht gewesen, hätten wir Silvester glatt 'verpasst' ;-) Vielleicht feiert der typische Neuseeländer einfach kein Silvester? Vielleicht waren wir zur falschen Zeit am falschen Ort? In Hamburg zum Beispiel wurden 'zehntausende Schaulustige zum traditionellen Silvesterfeuerwerk im Hafen erwartet'. 2009 sollen es sogar 35.000 gewesen sein! Das stand zumindest im 'Abendblatt' vom 31.12.2010, das uns Beaker mitgebracht hat. Blenheim hat nur laut Wikipedia nur 13.400 Einwohner. Da fällt Silvester halt auch ein bisschen 'kleiner' aus, oder manchmal auch komplett? ;-)


die titanic als huepfburg mit rutsche

Am nächsten Tag, gleich dem Frühstück, hatten wir die Chance, uns nochmal ein paar Weingüter anzuschauen. Es blieb allerdings bei einem: die Wahl fiel auf die Winery 'Highlands'. Auch nett, ganz anderer Stil, die hatten ein Anwesen mit eigenem Turm, von dem man einen guten Überblick über das Tal hatte, und alles sah ein bisschen nach 'Toskana' aus:


fast wie in der toskana


sonnenschutz zum ausleihen


highfiled winery

Noch ein Tip für alle, die auch mal Weinproben in Blenheim und Umgebung nachen wollen: man muss isch ganz schön beeilen! Die meisten Wineries haben von 10.00 Uhr bis 16.00Uhr, max. 17.30 geöffnet. Abendessen bietet nur eines an, Übernachtungen sind kaum möglich. Es scheint da eine Absprache unter den Weingütern zu geben, damit auch die hiesige Gastronomie und die unzähligen Motels noch vom 'Weintourismus' profitieren.

Apropos Tourismus: Es hat sich auf der Strecke von Blenheim nach Kaikoura herumgesprochen, an welcher Stelle die Seehunde ihre Kolonien haben. Wo aktuell welche sind, sieht man an den Autos, die dann ganz zahlreich am Strassenrand parken oder verrückte Wendemanöver machen. Diesmal kamen wir den 'Stinkern' (ja, die riechen in der Tat ganz schön streng) wirklich sehr, sehr nahe. Die Tiere liessen sich aber durch nichts stören, nicht mal, als der Besitzer seines Bootes den Trailer wieder haben wollte, um sein Schiff aus dem Wasser zu ziehen...


nur nicht aus der ruhe bringen lassen

Auf Höhe des Ohao Points gibt es zudem noch etwas ganz Spekakuläres zu sehen (zumindest im Winter): einen Kindergarten für Robbenbabies. Im Winter, wenn die Mamas essen im Meer holen (oder 'shoppen gehen'), klettern die Kleinen flussaufwärts zu einem 'Swimming Pool' unter dem Wasserfall und warten, bis sie wieder abgeholt werden. Dort scheinen sie gut aufgehoben zu sein und sicher vor den Papas, die unterdessen am Strand die Vorherrschaft unter ihresgleichen im Rudel austragen. Robbenbabis haben dort zwar nicht geplanscht (klar, falsche Jahreszeit, ist ja hier inzwischen Sommer), aber Klaus hat endlich einen Baumfarn in natura gesehen (das hatte er sich sehnlichst gewünscht) und auch der Wasserfall war schon sehr magisch. Die 10min. Fussmarsch haben sich also gelohnt.


am kindergarten fuer robben


endlich ein baumfarn

Tja, das war unser Silvester. Mal ein Jahreswechsel, ganz anders, als erwartet. Dafür sehr, sehr entspannt ;-)