oh nein, jetzt nicht auch noch in Japan...
Wir haben eben in den Nachrichten gesehen, dass Japan von einem Erdbeben mit Stärke 8.9 und einem dadurch ausgelösten Tsunami heimgesucht wurde. Unser tiefstes Mitgefühl ist mit den Menschen vor Ort und allen, die Freunde und Verwandte in den betroffenen Gebieten haben.
claudia huettner am 11. März 11
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Wie es uns geht? Gut, sehr gut. Unser Haus hat einen grünen Aufkleber bekommen ‚Clear‘, das heisst aber nur so viel wie: zur Zeit des Erdbebens hat sich niemand in dem Gebäude befunden. Geprüft wurde das Haus erst ca. 2 Wochen später. Eine Mannschaft von fünf in signalorange gekleideten Sicherheitsleuten von der Uni haben diese Woche bei uns die Leitungen (Wasser, Abwasser, Strom) auf Erdbebenschäden geprüft, während Freddie auf dem Sofa Purzelbäume geschlagen hat.
alles clear
alles sicher
Während Sebastian zuhause arbeitet, müssen Freddie und ich uns hier irgendwie die Zeit vertreiben, es hat ja fast nichts auf, ist gesperrt oder zerstört.…aber wir wollen mal nicht meckern, es gibt Schlimmeres…Immerhin haben wir die Zeit genutzt, endlich mal unsere Postkarten an euch zu schreiben und zu malen. Bisher kamen wir nämlich nicht dazu, haben aber auf unseren Touren unterwegs immer fleissig Karten gekauft. Und die wollen nun auch geschrieben werden, damit die nicht auch noch vor uns ankommen ;-)
jetzt noch postkarten schreiben? aber klaro!!
Dann sind uns aber die Briefmarken ausgegangen. Ihr glaubt ja gar nicht, wie schwer das ist, in einem Gebiet im ‚Ausnahmezustand‘ an Briefmarken zu kommen. Die Post im Uni-Viertel hat geschlossen, ebenso die nächste Post beim Supermarkt ‚CLOSED DUE TO EARTHQUAKE‘…Die nächsten Filialen sind mit dem Fahrrad gar nicht mehr zu erreichen, also haben wir auf dem Weg Richtung Norden in Kaiapoi 25km stadtauswärts im Postshop noch welche erstanden und den Nachmittag an einem ‚sicheren‘ Strand verbracht. Wir waren nicht mal alleine, ein paar wenige Spaziergänger waren dort, ins Wasser darf man sowieso nicht wegen Verunreingungen aufgrund gebrochener Wasserleitungen. Aber dafür haben Freddie und ich unser eigenes kleines Haus mit Strandgut gebaut ;-)

unser strandguthaus
Sonst ist es bei uns – beinahe schon verdächtig – ruhig. Es gibt zwar eine Menge Nachbeben, aber eher im Osten als bei uns im Westen der Stadt. Ein bisschen gespenstisch wird es, wenn wieder die Hubschrauber kreisen… Im Übrigen haben nun alle Stadteile wieder Strom, in den letzten Tagen wurden 5.000 Portaloos (=Dixi-Klos) und Chemietoiletten in den betroffenen Stadtteilen verteilt und – wie in der Zeitung stand - nochmal 30.000 geordert. Wir gehören zu den Glücklichen, die eine funktionierende Toilette besitzen und diese auch benutzen dürfen ;-) Wasser kochen wir trotzdem noch ab, auch und v.a. zum Zähneputzen…und immerhin kostet Wasser im Supermarkt schon so viel wie Milch!
Nach den ersten Wochen des Schreckens und der Trauer scheint sich das Leben hier jedoch schnell wieder zu normalisieren. Die Supermärkte sind wohl bestückt, die Schulen haben seit dieser Woche wieder auf und die Uni nimmt ihren Betrieb nächste Woche auf. Dafür wurden für die Vorlesungen eine ganze Menge provisorischer Zelte auf den Campus-Parkplätzen aufgebaut. Unser Lieblingscafe ‚the naked baker‘ bietet ebenfalls seit dieser Woche wieder seinen ‚bone shaking coffee‘ an, aber New Brighton hat es ganz schön erwischt, die Strassen sind zwar befahrbar, aber seht selbst, in welchem Zustand, an allen Ecken und Enden wird mit Hochdruck gearbeitet.
in new brighton1
in new brighton2
in new brighton3
in new brighton4
Wir wollten uns diese Woche selbst mal einen Eindruck verschaffen, wie schwer es die übrigen Stadtteile getroffen hat (Ilam und Riccarton sind ja zu 100% unversehrt). Dabei sind wir nachmittags in den Handwerker und Strassenarbeiter–Stau geraten, wurden umgeleitet und standen vor der Absperrung im Innenstadtbereich vor einem Militärpanzer. Ooops…ansonsten ist man mit dem Fahrrad schneller, allerdings sollte man unbedingt einen Mundschutz tragen, die Strassen sind nicht nur staubig, es stinkt überall auch ganz furchtbar…
bei der moorhouse ave
luciano steht noch
Sonst noch was? Beaker wird es sicher freuen, dass sein ‚Luciano‘ noch steht, aber schon der Parkplatz davor ist nicht befahrbar…und dass das ‚Sign oft the Kiwi‘ am Dyers Pass nichts abbekommen und auch geöffnet hat, aber Radfahrer als Gäste wären zur Zeit wohl rar (
http://www.starcanterbury.co.nz/local/news/port-hills-landmark-remains-rock-solid/3943718/ ).
Und der orangefarbene Parka, den der Bürgermeister Parker bei seinen Reden zur Lage in Christchurch getragen hat, hat auf facebook eine ungeheure Fangemeinde. Die in Christchurch ansässige Herstellerfirma will ein Exemplar meistbietend versteigern und den Erlös dem Erdbebenfonds zu Gute kommen lassen Dazu muss man sagen, dass es bisher nur 2 solche Jacken, gibt: eine hat der Bürgermeister und die andere der Neuseeländische Premierminister. Ansonsten werden solche Jacken wohl nur auf Antarktiseinsätzen getragen (
http://www.stuff.co.nz/national/christchurch-earthquake/4747511/Parkers-earthquake-parka-pulls-the-public;
http://www.facebook.com/pages/Bob-Parkers-Parka/154563314600118 )
Und auch ‚Rocky‘ (der Felsblock, der das Haus einer Familie in Heathcote verwüstet hat), hat einige Berühmtheit erlangt und wurde inzwischen bei Trademe zugunsten der Erdbebenhilfe versteigert, für gigantische $60.000 (
http://www.stuff.co.nz/national/christchurch-earthquake/4740294/Christchurch-earthquake-boulder-fetches-heavy-weight-price ). Wir werden unser Auto ebenfalls bei Trademe versteigern, das inzwischen nur noch Schrottwert hat (das SRS-Airbag-Modul kostet ca. $800 und das ist der ganze Spass nicht mehr wert)….mal schauen, wie viel wir der Erdbebenhilfe spenden können ;-)
claudia huettner am 11. März 11
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