Samstag, 26. Februar 2011
getting better...
Wir sind jetzt in Takaka (nur ein paar Kilometer von Motueka) in einem Motel, nur für eine Nacht, bis wir weiterfahren in die Golden Bay. Uns gehts auch weiter gut, das Zimmer ist schön, und Freddie kann endlich Pippie Langstrumpf im Fernsehen/DVD sehen. :-)
Wir sind froh zu hören, dass es in Christchurch aufwärts geht. Auch Mike hat uns geschrieben, sie haben wieder Strom und Wasser. Und das beste: Die Häuser, die nicht beschädigt wurden, dürfen ihre Toiletten wieder benutzen! Hurrah, das wäre auch für uns ein Grund, wieder zurück zu kehren. Duschen und Toilette und Strom, was will man mehr. Aber keine Angst, wir warten noch ein paar Tage, damit sich die Nachbeben noch beruhigen.
Takaka ist übrigens eine ganz witzige kleine Stadt, mit vielen Künstlern, Hippies, Graffitis, Cafes, und coolen coolen Leuten. Wir haben mal wieder das Gefühl, wir sind in einer Zeitschleife -- irgendwie kommen uns die Leute hier seltsam bekannt vor...
Lieben Gruß und bis auf weiteres, Claudia und Sebastian und Freddie.
ps. Wir werden bis auf weiteres auch in Christchurch nur sporadisch Internet haben.



Freitag, 25. Februar 2011
Motueka 2 und das große Beben
Wir sitzen jetzt in Motueka in unserem Backpacker, wir haben gerade lecker gegessen und waren heute am Strand, und wir können es gar nicht fassen, dass wir vor wenigen Stunden noch mitten im Chaos waren…
Was passiert ist: Wir sind am Montag nachmittag ein bisschen fertig aus Auckland von unserer zweiwöchigen Nordinsel-Tour zurück gekommen. Wir haben uns schon gefreut, dass wir jetzt wieder in unserem eigenen Bett schlafen können, und nicht jeden Morgen unsere Sachen packen müssen – wir sind des Rumreisens ein wenig müde geworden. Wir haben noch nicht mal am Montag unseren Kühlschrank wieder aufgefüllt, sondern nur das nötigste (Brot, Milch) mit dem Fahrrad aus dem Supermarkt besorgt. Claudia wollte dann am Dienstag richtig einkaufen gehen – aber dazu ist es schon nicht mehr gekommen.
Am Dienstagmorgen ist Sebastian in die Uni gegangen, um Mails zu checken und zu arbeiten. Claudia und Freddie haben den Lego-Hubschrauber zusammen gebastelt, nachdem sie die Bauanleitung aus dem Internet besorgt hatten. Wir waren schon fast fertig, da kam das Bild von der Wand im Esszimmer und hat die Kerzen darunter zerlegt. Claudia hat noch den Laptop zugeklappt und ist mit Freddie rausgerannt. Da haben sie auf der Wiese vorm Haus gewartet, dass es aufhört zu beben – was ziemlich gedauert hat, dieses Beben war mit 25 Sekunden sicher das längste, das wir je erlebt haben. Danach haben sie sich was zu trinken geholt, auf die Veranda gesetzt und einen Notfallplan gemacht, falls es noch mal Beben sollte – und da kam schon das zweite Beben. Freddie hat nicht geheult und war ganz ruhig, aber er wollte unbedingt zu Papa in die Uni und ihn abholen…
Sebastian war zum Zeitpunkt des Bebens in seinem Büro – im sechsten Stock… Ich wollte gerade was Essen gehen – Glück gehabt, sonst wäre ich vielleicht im Aufzug stecken geblieben. Aber das Beben war auch so dramatisch genug: Es war wie im Bauch eines Schiffes auf hoher See, nur war das ganze Gebäude das Schiff. Die Stahlträger haben gequietscht und gesungen, die Scheiben haben gekreischt, und dann kamen schon Monitore durch den Raum gesegelt. Ich habe mir unter einen Türsturz gestellt und gehofft, dass mir nichts auf den Kopf fällt – dass das Gebäude einstürzen könnte, hatte ich gar nicht auf der Rechnung. Danach sind wir alle evakuiert worden und mussten auf den großen Parkplatz – da bin ich lieber zu unserem Haus zurück gelaufen und habe das zweite Beben auf der Straße erlebt, wo die Autos getanzt haben. Als ich dann wieder da war, wollte Freddie gerade los, mich suchen…
Dann haben wir drei erst mal auf unserer Wiese vor dem Haus rumgestanden und haben gewartet. Wir wussten ja nicht, was wir machen sollten. Es kamen immer mal wieder kleinere Nachbeben. Aber nach einiger Zeit erschienen uns die Beben nicht mehr so schlimm, da sind wir rein und haben die Schäden begutachtet. Es war gar nicht so viel kaputt, nur ein paar Stehlampen sind zu Bruch gegangen, und eben das Bild im Wohnzimmer. Wir haben die anderen Bilder von den Wänden geholt und abgewartet. Der Strom war leider weg und ist erst viel später wieder gekommen. Inzwischen hat es angefangen zu regnen. Wir haben uns ein bisschen gewundert, dass gar keine Flugzeuge fliegen, nur Hubschrauber und Militärmaschinen. Weil wir keine Batterien gebunkert haben, haben wir im Auto Radio gehört – da kamen aber nur so Betroffenensendungen (wie hast du das Beben erlebt) und keine Nachrichten. Claudia und Freddie waren so fertig, die haben sich erst mal hin gelegt und gepennt, 2h lang – wir wussten ja immer noch nicht, was das für ein fettes Beben gewesen ist.
Als die beiden wieder wach waren, haben wir draußen die Nachbars-Kinder Fußball spielen gesehen, da wollte Freddie auch spielen. Dann bin ich (Sebastian) mit ihnen und den Eltern ins Gespräch gekommen, und die haben uns das erste Mal gesagt, dass es diesmal nicht so glimpflich abgegangen ist: 30+ Tote, der Turm von der Kathedrale ist eingestürzt, und man darf das Wasser nur abgekocht trinken. Glücklicherweise hatten unsere Vormieter noch 50 Liter Wasser gebunkert, da hatten wir also erst mal keine Probleme. Wasser lief bei uns ja – wie wir später erfahren haben, waren wir damit die absolute Ausnahme, nur 20% von Christchurch haben zurzeit laufendes Wasser. Am Abend war der Strom wieder da, und wir haben gleich den Fernseher angemacht (Internet war und ist tot) und haben die ersten Bilder der Verwüstung gesehen.
Da war dann endgültig klar, dass das hier kein nettes kleines Nachbeben war, sondern das bisher schlimmste. Die Innenstadt sieht wohl übel aus, einige Gebäude sind zusammengebrochen. Am schlimmsten ist das mit dem Fernsehsender CTV, da sind viele Leute verschüttet worden. Außerdem hat es eine schon vorher angeschlagene Kirche völlig zerstört, und der Turm der Kathedrale ist weg. Auch viele kleinere Gebäude (die älteren in der Innenstadt) sind kaputt. Den Osten von Christchurch hat es viel schlimmer getroffen. Insbesondere gab es da viel Liquification – durch das Beben wurde der Boden zum Morast, und Gebäude und Autos sind einfach darin versunken. (Wir haben verrückte Bilder gesehen von Autos, die einfach im Boden versunken sind – wenige Stunden später ist der Boden schon wieder ziemlich hart gewesen, und man kann jetzt zu den versunkenen Autos gehen.) Außerdem hat es Lyttelton Harbor und Sumner schwer erwischt, da war das Epizentrum, und es gab viele Erdrutsche (wohl auch durch die Liquification). Außerdem wurde gesagt, bloß zuhause bleiben und die Straßen freihalten, sich um die Nachbarn kümmern.
Wir haben dann noch einige Zeit mit unseren Nachbarn gequatscht und Neuigkeiten und Werkzeuge ausgetauscht. Unsere Nachbarn sind erst seit vier Tagen in Christchurch, mit vier (größeren) Kindern, und dann so was – der Mann hatte gerade seine erste Vorlesung, da kam das Beben, und die Sache hat sich erledigt. Die Kinder waren in der Schule, aber auch nicht lang – Schulen und Uni sind ja jetzt erst mal dicht.
Abends sind wir recht früh ins Bett (Freddie haben wir in unser Zimmer verlegt) und haben vergleichsweise gut geschlafen – wir wissen nicht, wie viele Beben es in der Nacht gab (bis zum Abend waren es mehr als 30), aber wir waren so fertig, uns war das schon egal.
Beim Frühstück haben wir dann relativ spontan (und mit freundlicher Unterstützung von Bettina) beschlossen, dass wir uns besser aus der Gefahrenzone bringen. Wir haben uns für Motueka (beim Abel Tasman) entschieden: es ging ja nur nach Norden oder Süden, und nach Norden mussten wir nicht durch die ganze Stadt fahren, weil wir im Norden von Christchurch wohnen (Sebastian) bzw. weil es da Aussicht auf besseres Wetter gibt (Claudia, in Christchurch hat es ja geregnet). Sebastian hat in Motueka ein Zimmer für zwei Nächte (aber nicht die erste Nacht) bekommen, da haben wir gemerkt, dass wohl noch ein paar Leute auf die gleiche Idee gekommen sind. Wir wollten die erste Nacht in Blenheim bleiben, aber da war schon fast alles ausgebucht – beim fünften Motel haben wir endlich ein Zimmer reservieren können. Wir haben gepackt und haben den Strom und das Wasser abgestellt. Mein Gastgeber Mike war auf der Nordinsel, aber seine Tochter hat mir am Telefon (das funktionierte als einziges die ganze Zeit) erzählt, dass es ihnen gut geht – sie haben nur Probleme mit der Liquification, die Straße ist auf der einen Seite weg. Wir sind mittags losgefahren, haben den Nachbarn noch unser Wasser und die letzten Lebensmittel geschenkt (die wollten bleiben, sie waren noch im Jetlag) und sind losgefahren. Schon an der ersten Kreuzung war ein Riesenstau, und erst danach haben wir gecheckt, dass das der Stau vor der Tankstelle war – alle haben schnell ihre Autos vollgetankt. Wir hatten glücklicherweise den Tank fast ganz voll. Im Radio haben wir dann gehört, dass es bis Kaikoura überhaupt kein Benzin mehr gibt, aber wir mussten erst in Blenheim tanken. Wir haben noch einen Anhalter (Jim, ca. 60 Jahre) aufgelesen, der Wandern war und eigentlich von Christchurch zurück nach Auckland fliegen wollte, aber seine Tochter hatte ihn nach Blenheim umgebucht. Sein Shuttle nach Christchurch fuhr natürlich nicht mehr. Wir sind gut durchgekommen, und spätestens ab Kaikoura waren die Straßen wieder leerer. Uns sind viele Militärfahrzeuge entgegen gekommen, vielleicht sind die mit der Fähre von der Nordinsel übergesetzt. In Blenheim haben wir uns im Supermarkt ein paar Tütensuppen und Fertigsalate und eine Zeitung gekauft, und den ganzen Abend fern gesehen. Da haben wir erfahren, dass wir das richtige getan haben: Der Major hat alle, die können, aufgefordert, die Stadt zu verlassen. Es wird schwierig genug, für die Übrigen die Versorgung zu gewährleisten. Es hat wohl auch das Abwassersystem zerlegt, man soll seine Toiletten nicht mehr spülen – da hätten wir wohl in den Garten ausweichen müssen, nicht so toll…
Jetzt sind wir für zwei Nächte in Motueka. Nächste Nacht sind wir in einem Motel in Tanaka, und dann können wir hoffentlich eine längere Zeit in Pohara in der Golden Bay bleiben. Wir machen so eine Art Noturlaub – eigentlich wollen wir gar nicht reisen, aber hier gibt es keine Unterkunft für länger. Es ist wohl noch Saison, aber viele Touristen und Leute aus Christchurch sorgen dafür, dass hier wirklich alle Motels und Backpacker ausgebucht sind. Wir haben auf der Strecke eigentlich nur „no vacancy“ signs gesehen.
Uns geht es gut, und wir sind echt froh, dass der Boden nicht mehr wackelt. Die erste Zeit hatten wir das Gefühl wie nach einer langen Seereise, wenn alles schwankt. Wir werden noch einige Tage im Norden bleiben und abwarten, wie sich die Situation entwickelt. Wenn sich die Lage in Christchurch gebessert hat, fahren wir zurück und fangen langsam an, unseren Rückflug zu organisieren. Mal sehen, wie das wird – die Flüge sind ja auch alle erst mal ausgefallen, und auch da wird es einige Zeit dauern, bis sich alles normalisiert hat. Inzwischen haben die Supermärkte wieder auf (mehr oder weniger) und verschenken Lebensmittel, Wasser wird bei den Schulen verteilt. Es gibt ca. 70 Tote, aber 300 werden vermisst. In den sechsten Stock gehe ich (Sebastian) aber nicht noch mal, wenn es sich vermeiden lässt.
Lieben Gruß aus Neuseeland von Freddie und Claudia und Sebastian.



Motueka
Hallo, nochmal ein kurzer Update: Wir sind nach Motueka weiter gefahren -- Heiko und Barbara werden sich erinnern. Sehr schön hier, aber unsere Hosts sind leider ziemlich Kinder-unfreundlich, deshalb werden wir hier nur zwei Nächte bleiben. Internet ist immer noch leicht sporadisch da/nicht da, deshalb können wir mehr News leider noch nicht online stellen.
Soviel in Kürze: Es war ganz schön scheiße, vor allem im sechsten Stock. Aber Claudia und Freddie waren auch schwer unter Schock. Christchurch erholt sich nur sehr langsam, diesmal ist es ein echtes Katastrophengebiet -- wir müssen mal sehen, wann wir wieder zurück können. Die sind glücklich, wenn viele Leute weg sind, weil es schwierig genug ist, die verbleibenden zu versorgen -- Wasser soll man nur abgekocht trinken, wenn man denn welches hat (haben nur 20%), und Strom haben auch erst 50%. Immerhin sind die Supermärkte wohl wieder auf bzw. öffnen in Kürze. Aber wir hatten Riesenschwein, dass wir zufällig den Tank voll hatten -- an den wenigen Tankstellen, die überhaupt noch Sprit hatten, waren die Schlangen hunderte von Metern lang. (Alle Tanken auf dem Weg zwischen Christchurch und Kaikoura waren leer gekauft, wer da liegen geblieben ist, hat pech gehabt.)
Lieben Gruß und macht euch um uns keine Sorgen, Freddie + Claudia + Sebastian.



Mittwoch, 23. Februar 2011
Wir sind ok
Nur ein kurzes Update: Sicher habt ihr in den Nachrichten mitbekommen, dass Christchurch von einem sehr schweren Erdbeben erschüttert wurde. Wir waren da, sind aber ohne irgendwelche Schäden davon gekommen. Wir kamen am Montag von der Nordinsel zurück, und am Dienstag hat es dann gescheppert. Sebastian war im sechsten Stock, da flogen die Monitore durchs Zimmer, war nicht sehr schön. Aber wir sind mit dem Schrecken davon gekommen und wollen uns nicht beklagen, angesichts des Horrors in der Innenstadt und der vielen Toten. :-(

Wir haben heute kurzfristig beschlossen, die Stadt zu verlassen, und werden eine Woche oder länger im Norden der Südinsel bleiben – wo es sicher keine Erdbeben gibt. Bei uns war am Haus nicht viel kaputt, aber die ständigen Nachbeben waren furchtbar, und die Versorgungslage in der Stadt ist unsicher (Wasser muss man zur Zeit abkochen, und wir hatten Glück, dass wir nach nur 6 Stunden schon wieder Strom hatten – bis überall wieder Strom ist, wird wohl noch ein paar Wochen dauern).

Also: Uns geht es gut, macht euch keine Sorgen, und wir melden uns, wenn wir wieder Internet bekommen. (Es kann sein, dass wir die nächsten Tage kein Internet haben, also nicht wundern, wenn keine Nachrichten kommen – wir sind aus der Gefahrenzone, keine Angst.)

Lieben Gruß von Freddie und Claudia und Sebastian aus Blenheim.

ps. Emails an Sebastian kommen jetzt wieder an, ich habe die Weiterleitung nach Canterbury ausgeschaltet - da ist an Email natürlich nicht zu denken.



Samstag, 5. Februar 2011
Am Waitangi Day geht's auf die Nordinsel
Wir müssen uns langsam beeilen, in Christchurch noch alles anzuschauen, was wir bisher nicht geschafft haben. Die Zeit läuft...in ein paar Wochen sind wir schon wieder in Jena, zuhause, im Winter...na ja, evtl. ist Anfang April ja auch schon Frühling ;-)
Freddie und ich waren heute am Avon River, dem Teil, den wir bisher noch nicht gesehen haben, und haben ihn von der Innenstadt quasi bis zum Meer verfolgt, ein Teil davon mit dem Fahrrad...Endstation für das Flüsschen ist dann New Brighton und bis zu unserem Hausstrand war es dann - klar - auch nicht mehr weit ;-) Wir waren dort fast alleine, bis auf ein paar Mütter mit Kleinkindern und ein paar Arbeitstätige, die in Hemd und Krawatte und Büro-Röckchen mit ihren Kollegen hier ihren Mittagsspaziergang unternahmen...


am avon river

Aber da heute wieder super Wind war, konnten wir endlich mal den neuen Drachen ausprobieren...und der hat sich jedenfalls als unzurechenbarer 'Kampfdrache' dargestellt. Kann am chinesischen Design liegen, oder daran, dass in China nicht so starke Winde vorherrschen wie hier am Strand...jedenfalls muss man auf Draht sein und rechtzeitig den Kopf einziehen, wenn das Ding unerwartet die Kurve nicht mehr kriegt oder beschliesst, sich nur noch im Kreis zu drehen...ehrlich gesagt: die Drachen, die Freddie aus Servietten, Tesafilm und Schaschlik-Spiessen gebastelt hat, flogen fast besser, waren aber leider nicht wassertauglich ;-(


kampfdrache

Und zum krönenden Abschluss des Tages gab es beim Naked Baker nicht nur einen Cappucino und einen 'apple turnover' (Freddie kann inzwischen englisch: DAS hat er sich gemerkt, weil es ihm schmeckt!), nein, heute war auch wieder 'Erdbebentag'...das letzte grosse Beben hat sich ja Beaker noch gewünscht und dann auch bekommen, und heute abend hatten wir dann auch mal ein richtig langes,..gefühlte 10 Sekunden mit Stärke 4.6...inzwischen nervt es fast schon...nicht die Beben, sondern die 'Quasi-Beben' sind fast noch schlimmer: Balkon-Schiebetüren (wie in Knobs Flat am Milford Sound) machen ähnliche Geräusche, wenn der Wind richtig stark bläst oder ein LKW vorbeifährt, wackeln bei uns die Wände, noch schlimmer scheint es bei Seb im Büro im 6. Stock zu sein: da schwankt das ganze Haus mit...

...anfangs hatte ich noch geschmunzelt über die Berichte in der Zeitung, dass man sich bei posttraumatischen Erlebnissen an den psychologischen Dienst der Stadt wenden kann. Inzwischen sehe ich das auch etwas anders. Das grosse Beben am 04.09.2010 haben wir nicht mitbbekommen, aber die kleineren Nachbeben tun auch schon ihre Wirkung...die Stelle für den Rektorenposten an der Papanui High School ist seit September nicht besetzt worden...'It's just too important a decision to be made at a time when people have got other stresses. That's people on the board and also Christchurch based candidates who were obviously affected by the earthquake', steht in der Zeitung. Aber gut ist, dass der Boxing Sale (der Weihnachtsschlussverkauf musste ja auch wegen Erdbeben ausfallen) nachgeholt wird: am kommenden Sonntag 06.02., Nationalfeiertag 'Waitangi Day', dem Gründungstag Neuseelands sozusagen.

Schade, den werden wir in Christchurch verpassen, denn am Sonntag fliegen wir für 2 Wochen auf die Nordinsel. Bis zum 21.02. melden wir uns daher ab und geniessen die letzten Sonnenstrahlen, ganz ohne Erdbeben dafür mit vielen Sandstränden. Dann werden wir evtl. auch ein bisschen Zeit finden, mal ein paar 'Ansichtskarten' zu schreiben...die sind ja schon längst überfällg. Bis dahin wünschen wir euch eine gute Zeit und melden uns, sobald wir wieder 'back in town' sind...



Dienstag, 1. Februar 2011
Was man halt so macht, nach einem Strandtag...
Wir müssen das gute Wetter ausnutzen, es wird schliesslich dann doch bald Herbst und die Kastanien sind schon ganz gross! Heute war mal wieder ein richtig guter Strandtag, das Wasser zwar nicht mehr so ganz warm (das war es im übrigen sowieso noch nie), aber die Sonne noch stark genug, dass man im T-Shirt noch Standburgen bauen konnte. Was soll man sonst am Strand schon anderes machen ;-)
Und heute gab es auch den 2. Backversuch: diesmal wollten Freddie und ich lieber auf Nummer sicher gehen und haben uns eine Backmischung besorgt: 'Edmonds Dreamy Vanilla Cupcakes - sure to rise! Part of New Zealand's Heritage since 1879'. Am besten war, dass man ausser Butter, Milch und Eiern überhaupt nichts mehr selbst benötigte, alles war schon drin, auch die Papier-Förmchen und natürlich: gaaanz viele 'E's: thickener (1442), emulsifier (471, 475, 477), raising agents (450) etc...eigentlich will man gar nicht wissen, was die alles bedeuten..aber der Hersteller legt Wert darauf, dass die Cupcakes keine Farbstoffe und 'artificial flavour' enthalten...


cupcakes mit edmonds backmischung - alles schon drin

Und Sebastian hat uns als Höhepunkt des Tages abends vom Nachhauseweg noch eine Zikade mitgebracht. An richtig warmen Tagen machen die einen Krach, das ist schon ordentlich!!! Aber live gesehen haben wir bisher noch keine (die sitzen ziemlich hoch und gut getarnt in den Bäumen.). Aber es war keine richtige lebende Zikade, eigentlich war es nur noch ihre Hülle, dafür war die dennoch sehr beeindruckend, ganz schön gross 'und mit Beinen und allem dran', wie Freddie bemerkte, 'nur im Dach ist ein Loch'. Na klar, irgendwie muss die Zikade ja ihr 'Haus' verlassen ;-)


die letzte wohnung einer zikade

Ab 6. Februar sind wir für 2 Wochen auf der Nordinsel. Sebastian hat nördlich von Auckland eine Konferenz und wir machen anschliessend noch 1 Woche Urlaub. Mal schauen, wie weit wir kommen, Dörthe hat es in 7 Tagen zumindest in den nördlichsten Zipfel geschafft und die Hundertwasser-Toilette in Kawakawa besucht. Das gilt es für uns drei also noch zu toppen ;-)



Sonntag, 30. Januar 2011
endlich ein KIWI...
Freitag waren wir im Willowbank Wildlife Reserve am Stadtrand von Christchurch, wo man einheimische Tiere sehen kann, u.a. Kiwis. Und wir wollten doch so gerne mal eine echten Kiwi Bird sehen, der fehlte uns bisher noch in unserer Sammlung. Das Willobank Wildlife Reserve ist Teil eines Kiwi-Schutz-Programms: Da die Überlebensrate von kleinen Kiwi-Jungen in freier Wildbahn sehr gering ist, werden die Eier aus den Nestern genommen und im Willowbank ausgebrütet. Sobald die Jungen das Gewicht von 1kg erreicht haben, werden sie wieder in ihre angestammte Heimat entlassen....
Und? Wir haben im Kiwi-Haus sogar 2 Vögel erspähen können (im wahrsten Sinne des Wortes), denn die Viecher sind nachtaktiv und äussert scheu. Also muss man im Dunklen sich gaaaanz leise verhalten und warten...und Augen und Ohren spitzen, ob sich was regt. Und das hier ist unser bestes Kiwi-Foto, mehr hat die Kamera leider nicht hergegeben ;-)


wo ist denn der kiwi?

Am Wochenende waren wir auf dem gross angekündigten Buskers Festival, war nett, aber wir haben schon besseres Strassentheater gesehen. Eine super Vorstellung haben die 2 'Walküren' aus Montreal gegeben, diiiieee waren vielleicht charmant und sowas von muskulös! Freddie war besonders beeindruckt von den Feuerringen am Boden, so sehr, dass er sich auf dem Nachhauseweg gleich noch langgemacht und sich die Lippe aufgeschlagen hat. Die ist heute noch gut geschwollen...so hat jeder seinen bleibenden Eindruck vom gestrigen Tag erhalten ;-)


les walkyries



Mittwoch, 26. Januar 2011
Erna, der Baum nadelt...
Heute waren die Gärtner da, haben auf dem Nachbargrundstück einen Baum gefällt (na ja, es war eher ein Busch), dafür haben sie ihn zu dritt mit Stock und Stumpf (also komplett am ganzen Stück) und grossem Gerät (Minibagger mit Greifzange) entfernt. Gute Gelegenheit, auch unseren Weihnachtbaum zu entsorgen...die Uni-Gärtner haben sich halb schlappgelacht, dass unser Baum immer noch steht, in voller Montur mit Kugeln und Lichterkette (ist ja Sommer, wir haben ihn auch fleissig gegossen, aber am Ende hat er dann doch ein bisschen an Frische verloren).

Beaker wollte eigentlich noch ein allerallerletztes Mal an den Strand, bevor er um 17.00Uhr auf den Flieger musste. Doch zuerst hiess es also: Baum abschmücken, in aller Hektik (damit die Gärtner ihn tatsächlich noch auf ihrem Anhänger mitnehmen und er nicht - wie unser Müll - tagelang vor dem Zaun steht)...und während wir dann ganz schnell die Badesachen einpackten, hat Beaker mit den Gärtnern ein Schwätzchen gehalten. Dabei hat sich herausgestellt, dass ein Gärtner ein bisschen deutsch kann, aber altmodisches (Romantik, you know?), weil er nämlich im Chor singt (Brahms, Mahler, Mozart), und dass der andere Gärtner schon 3x in Europa war. Beim ersten Mal war er für 4 Monate unterwegs, hat sich in London ein Auto gekauft und ist von Frankreich über Spanien weiter nach Jugoslawien, Ägypten etc. gefahren. Ich konnte mir alle Länder gar nicht merken...und dann gab' es noch den Tipp des Tages (vom vielbereisten Chefgärtner und alles umsonst) : blaue Pinguine nisten in der Nähe der Governors Bay in Christchurch, und die kann man auch am Tag sehen! Mensch, da hätten wir ja gar nicht zur Otago Peninsula fahren und mit den Leuten vom DOC in der Nacht Pinguine suchen müssen (aber das ist eine andere Geschichte).
Schliesslich ging es für uns (und für Beaker das letzte Mal) dann tatsächlich noch an den Strand und abschliessend noch ins Beach Cafe (wo Beaker seinen ersten 'Americano' nach Empfehlung des Hauses bzw. der netten Dame mit den tollen Tattoos trank), und die chinesische Sandburgen-Festungsmauer-Pyramide macht uns so schnell keiner nach:


das letzte mal am strand

Heute kam zudem auch Post: nachdem gestern Tanjas Karte aus Australien (abgestempelt am 18. November 2010!) eingetrudelt ist, hat der Brief aus der Kita Landgrafenstieg doch echt nur 5 Tage gebraucht! Vielen lieben Dank an alle Igelkinder! Freddie hat sich super über euer gemaltes Bild gefreut und ich soll sagen, er vermisst euch sehr und er kommt bald wieder, und dann war er ein bisschen traurig, weil er nicht mit euch spielen kann. Aber die Oma hat ausgerechnet: es sind nur noch 9 Wochen, dann sind wir zurück. Versprochen!

So, und nun für alle ein link von Sebastian zum Thema 'Erna, der Baum nadelt...' gesprochen von Harry Rohwolt: http://www.youtube.com/watch?v=4Vl7VQnJn1g